Wir kaufen einen Hund

Theorie:
Die Familie hat sich den Kauf eines Hundes gut überlegt. Alle (auch der Herr des Hauses) haben zugestimmt. Die Wahl der Rasse ist nach Temperament, Bewegungsdrang, Größe und Wesen des Hundes getroffen worden. Wir haben uns mit mehreren Züchtern in Verbindung gesetzt und uns beraten lassen. Schließlich haben wir uns für einen Züchter entschieden, der uns über den Termin seines nächsten Wurfes (na ja, den seiner Hündin) informiert. Wir haben alles vorbereitet, auch Oma, die sich nach dem Heranwachsen der Kinder schon aus dem gröbsten heraus wähnte, ahnt, dass demnächst wohl wieder ein lärmendes inkontinentes Etwas Pfützen auf ihrem Wohnzimmerteppich hinterlassen könnte, während die Erziehungsberechtigten sich sonstwo amüsieren.

Praxis:
Die bessere (weibliche) Hälfte meldet sich mit "Schatz, hier sind Berner Sennenhundwelpen annonciert!" Der Angesprochene denkt: "Oh Mann", und lässt sich zu einem überzeugenden "Mmmmhh" hinreißen. Nun folgt das unvermeidliche "Lass uns mal hinfahren" mit dem ungeheuer beruhigenden "Nur mal kucken". Sein Einwand, dass "Nur mal kucken" auch vor dem Kauf der letzten 56 Paar Schuhe gesagt wurde, wird irgendwie überhaupt nicht wahrgenommen.
Es ist Sonntag 9:00 Uhr. Um 14:00 Uhr ist WM Endspiel! Deutschland gegen Brasilien, oder umgekehrt. Also, am besten fahren wir gleich. Dort angekommen fanden wir nur noch eine Hündin vor, der "Züchter" und das ganze Umfeld wirken auch nicht wirklich vertrauenerweckend. Hurra, das WM Endspiel rückt in greifbare Nähe. Dann lässt sich der Trottel die Adresse eines anderen Züchters aus den Rippen leiern, der ebenfalls einen Wurf hat! "Komm, wir rufen nur mal an"
Hoffentlich ist er ein Fußballfan, dann hat er heute keine Zeit. Er ist natürlich kein Fußballfan! Also fahren wir hin. Kaum angekommen ertönt das erwartete "Sind die süß!!" Klar sind die süß, das ist der Hauptjob eines Welpen. "Der da gefällt mir am besten, was denkst du?" Vor fünf Minuten war Anpfiff, aber schön, dass man gefragt wird. Eine halbe Stunde später ist ein Rüde für uns vorgemerkt. "Schön wäre noch eine Hündin" meint sie. "Schön wäre ein Fernseher" denkt er. Der Züchter weiß Rat (wegen der Hündin, nicht wegen dem Fernseher). Es sind auch nur schlappe 250 Kilometer bis dort hin.
Also los, unterwegs gibt es wenigstens Autoradio. Wir haben drei Stunden später nicht nur eine Hündin, die wir in vier Wochen abholen können, sondern auch 2:0 verloren, als dieses typisch weibliche "Ich weiß nicht" ertönt, "vielleicht sollten wir uns doch noch einmal einen anderen Rüden ansehen." Natürlich hat die Züchterin noch eine Adresse parat, die stecken alle unter einer Decke! Meine zaghaften Einwände, es ist nur ein einziger Rüde, das seien noch einmal 300 km, wir wären erst spät dort, manche Leute schlafen um diese Zeit, werden mit einem kurzen Anruf pulverisiert. "Er wartet auf uns!"
Klar wartet er. Wahrscheinlich kann er aus Ärger wegen des verlorenen Endspieles sowieso nicht schlafen. Als meine bessere Hälfte den Welpen sieht, steht es für alle deutlich sichtbar in ihrem Gesicht: Den will ich haben!! Er ist allerdings auch ein Bild von einem Hund. Auch die anderen Faktoren passen. Er ist schon alt genug, wir können ihn direkt mitnehmen.
Es ist gegen halb zwei Uhr nachts, als wir heimkommen. Und schön, dass daheim schon alles für den Kleinen vorbereitet war!

"Nur mal kucken"