Sitz

Ein wohlerzogener Hund setzt sich hin, wenn man es ihm befiehlt. Obwohl der Nachbar schon wieder am Zaun steht, machen wir uns an die Arbeit. Wir bauen uns vor unserem Berner auf. Nach lediglich zehn Minuten albernem Gehampel haben wir sogar schon seine Aufmerksamkeit erregt. Jetzt gilt's! Mit ruhiger bestimmter Stimme sagen wir "Sitz"! Der Kleine strahlt uns an, wedelt mit dem Schwanz und zeigt ansonsten keinerlei Reaktion. Was wir von unserem Nachbarn nicht behaupten können.
Im schlauen Buch steht, wir sollen ein Leckerchen in die geschlossene Hand nehmen. Diese führen wir nun über den Kopf unseres Schülers leicht in Richtung seines Nackens. Dadurch würde der Welpe automatisch eine sitzende Position einnehmen. Das klingt einleuchtend und relativ unkompliziert. Also holen wir erst Leckerlies aus dem Haus und dann den Kleinen wieder aus dem Weißdorn und versuchen das, was theoretisch so einleuchtend ist.
In der Praxis schafft es allerdings kein Mensch, seine mit einem Leckerchen gefüllte Hand über den Kopf eines Welpen hinweg zu bewegen. Das Problem ist danach auch gar nicht, das mit dem Kommando "sitz" zu verknüpfen. Vielmehr stellt sich jetzt die Frage, wie schafft man es:
a) dass der Kleine nicht das Leckerchen samt der darumliegenden Hand frisst, was er scheinbar vor hat und
b) für den Mord an seinem Nachbarn nicht ins Gefängnis zu kommen?
Wir beschließen, es morgen im Haus weiter zu versuchen.