Laufen an der Leine

Endlich einmal eine Übung, die der reine Spaß zu werden scheint. Wir legen unserem Berner ein Halsband samt Leine um und gehen im Park spazieren. Wir werden einen Haufen Leute sehen. Die meisten werden ein "Mein Gott, ist der niedlich" von sich geben. Einige neidische Blicke werden uns treffen, und unser Nachbar ist meilenweit entfernt.
Die ersten Versuche unserem Berner das Halsband umzuschnallen gestalten sich allerdings schwieriger als erwartet. Klein Bernie verwandelt sich in ein wild zappelndes Bündel, das nur aus Krallen und Zähnen zu bestehen scheint. Nachdem der erste Fluchtversuch auch direkt gelingt, werden wir nachdrücklich daran erinnert, dass das Herankommen auch noch nicht wirklich klappt. Nach einem 300-Meter Spurt wird unser Berner von einer Gruppe Enten lange genug irritiert, dass wir ihn wieder einfangen können. Der Polizist, der durch die auffliegenden Enten alarmiert wurde und uns aufklärt, dass Hunde anzuleinen sind, belässt es glücklicherweise bei einer Ermahnung.
Nachdem Halsband und Leine endlich umgelegt sind, könnte es eigentlich losgehen. Wenn da nicht ein kleiner Berner wäre, der sich hartnäckig weigert auch nur einen einzigen Schritt an der Leine zu laufen. Die beiden Vorderbeine sind in den Boden gestemmt, die ganze Körpersprache drückt aus:    Willnich!!
In den Blicken der anderen Leute kann ich auch nicht wirklich Neid erkennen.
Ihn einfach hinter uns her zu ziehen, geht natürlich nicht. Wir gehen also so weit, bis sich die Leine ein wenig spannt. Dann gehen wir in die Hocke und versuchen unseren Berner zu uns zu locken. Auf diese Weise legen wir in zwei Stunden ca 50 Meter zurück, bis wir auf die Idee kommen, dass Leckerchen hier Wunder wirken könnten. Die liegen aber im Auto. Da wir uns nicht trauen den Hund alleine zurückzulassen (der Polizist ist bestimmt noch in der Nähe), bleibt nur der gemeinsame Weg zurück. Kurz kommt uns die Idee, ihn einfach zu tragen. Das geht bestimmt schneller und erspart uns das idiotische Grinsen der beiden Rentner, die auf der nahegelegenen Parkbank sitzen und inzwischen schon Wetten darüber annehmen, in welcher Zeit wir es bis zum Auto schaffen.
Was uns davon abhielt? Das lernt der Kleine bestimmt schnell, und vor unserem geistigen Auge sehen wir uns ein 50-Kilo Monster durch den Stadtpark tragen weil er keine Lust zu Laufen hat.
Neidisch schauen wir anderen Hundebesitzern nach, die mit ihren Tieren einfach so spazieren gehen.